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Import von Wasserstoff: Projekte, Policies und neue Perspektiven

Wasserstoffimporte sind keine Option – sie sind Voraussetzung. Denn selbst bei maximaler inländischer Produktion wird Österreich zukünftig deutlich mehr Wasserstoff brauchen, als es selbst erzeugen kann. Deshalb stellt sich zwangsläufig die Frage: Wie kommen wir rasch, sicher und bezahlbar an (grünen) Wasserstoff?

Darüber diskutieren in der aktuellen Folge des Podcasts Petajoule der Österreichischen Energieagentur Susanna Zapreva, Vorständin der Verbund AG und Judith Neyer, Leiterin der Abteilung für strategische Energiepolitik im Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus (BMWET) mit Christoph Dolna-Gruber aus dem HyPA-Management. Im Fokus des Gesprächs: Welche Infrastruktur notwendig ist, welche Projekte bereits geplant sind – und welche politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten den Hochlauf von Wasserstoffimporten erschweren.

Pipeline statt Schiff

Sowohl die Politik und Verwaltung als auch Unternehmen wie Verbund priorisieren beim Import von Wasserstoff den Transport via Pipelines. „Wir gehen davon aus, dass das bei Wasserstoff die wettbewerbsfähigste Transportmöglichkeit sein wird“, so Susanna Zapreva. Im Fokus steht zurzeit vor allem der sogenannte Südkorridor. Dieser soll künftig Wasserstofftransporte aus Nordafrika über Italien nach Österreich und Süddeutschland ermöglichen.

„Dazu haben wir eine Arbeitsgruppe eingesetzt zwischen Italien, Deutschland und Österreich“, erklärt Judith Neyer. Dabei sei auch „eine formale Kooperation mit Tunesien und Algerien abgeschlossen worden“. Damit reiche der Kooperationsrahmen „wirklich bis in die Exportländer“. Nun werde im Ministerium eine eigene Wasserstoff-Importstrategie vorbereitet. Diese soll Transportwege, Herkunftsregionen, Risikoabsicherung und Zertifizierung bündeln.

Netz, Regulatorik und Finanzierung

Eine zentrale Rolle spielt die Pipeline-Infrastruktur. Zapreva: „Mit dem Netz steht und fällt alles.“ Ähnlich sieht es Neyer: „Die Infrastruktur muss jetzt kommen, damit wir den Wasserstoff nach Österreich bringen können.“

Gleichzeitig sind Finanzierung und Investitionsbedingungen ein kritischer Faktor. Bei Wasserstoffprojekten in Drittstaaten, etwa in Nordafrika, seien die Kapitalkosten der größte Einzelposten, betont Zapreva: „60 Prozent sind Finanzierungskosten.“ Politische Absicherungsmechanismen könnten helfen, die Risiken zu senken – und damit die Investitionen überhaupt erst zu ermöglichen.

Laut Neyer sollen dafür geeignete Instrumente geprüft werden: „Das schauen wir uns im Zuge der Entwicklung der Importstrategie ganz genau an.“ Genannt werden unter anderem Investitionszuschüsse und staatliche Garantien. Neben Infrastruktur und Finanzierung fehle vor allem eines: Sicherheit auf der Nachfrageseite. „Das Netz braucht die Sicherheit, dass Kunden da sind“, so Neyer. Deshalb brauche es langfristige Abnahmeverträge.

Ein Wunschszenario wäre aus Sicht Zaprevas auch, die EU-Regulative für die Nutzung von grünem Wasserstoff zu lockern: „Ab 2027 muss der Wasserstoff, der grün sein soll, aus neu gebauten Anlagen kommen. Ich halte das für zu verfrüht, zu streng.“

Was jetzt zählt

Ob und wann Wasserstoffimporte in nennenswertem Umfang fließen, hängt an zentralen Weichenstellungen: rechtliche Klarheit für den Netzausbau, tragfähige Geschäftsmodelle – und Investitionsbedingungen, die auch internationale Projekte ermöglichen. Welche Schritte jetzt gesetzt werden müssen, hören Sie in dieser aktuellen Folge von Petajoule, dem Podcast der Österreichischen Energieagentur.

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